Akzeptieren

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch den Besuch dieser Webseite stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu.   Mehr Infos

Die Schule

Ein Schulhaus ist bereits für 1510 nachgewiesen; danach sind drei Schulen mit ihren jeweiligen Häusern und Lehrern bezeugt: die Große und Kleine Knaben- sowie eine Mädchenschule.

Eines der Schulhäuser, die Große Knaben- oder Rektorschule - vermutlich mit einem Schulraum und der daran anschließenden Wohnung des Rektors, der auf zwei Räume Recht hatte - stand auf dem Platz der heutigen Schule; ein anderes, mit der Wohnung des Kantors, stand gegenüber, an der Ecke zur Sandgasse und ein drittes, möglicherweise die Mädchenschule, mit der Wohnung des Campanators, wurde 1821 in der Sandgasse gebaut, unmittelbar neben dem Pfarrhof.

Den Einträgen im 1756 angelegten „Kirchenbuch” kann man entnehmen, dass der Glöcknerhof, wo der Campanator wohnte (und vielleicht auch eine Schule hatte), sich zuerst hinter der Kirche befand, bis 1762 dort dem Prediger eine neue Wohnung gebaut wurde. Dem Glöckner wurde der Hof in der Sandgasse zugewiesen und dort sowohl seine Wohnung als auch die Schule für die Mädchen hergerichtet.

1765 gab es in Neustadt 225 Schulkinder - 120 Buben und 105 Mädchen. Und für ihre Unterrichtung gab es lediglich drei Lehrkräfte.

1770 wurde, für Knaben wie für Mädchen gleichermaßen gedacht, ein weiteres Schulhaus gebaut. 1818 wurde ein Schulhof für die Mädchen angekauft. 1821 wurde an der Schule neben dem Pfarrhof gebaut, 1826 eine der anderen beiden repariert. 1830 erhielt die Große Knabenschule einen gusseisernen Ofen, 1835 die Mädchenschule einen und 1846 die Kleine Knabenschule. 1832 wurde dem Rektor eine neue Wohnung gebaut. 1854 erhielten alle drei Schulen neue Fensterstöcke und -rahmen aus Eichenholz und beide Knabenschulen wurden mit Tischen und Bänken nach „neuem Muster” ausgestattet.

Im 19. Jh. wurde während mehrerer Schulvisitationen seitens des Bezirkskonsistoriums immer wieder der schlechte Zustand der Schulen bemängelt. Die alten Häuser waren noch mit Stroh oder Schindeln gedeckt, niedrig und dunkel und zu klein für die zunehmende Schülerzahl. Deshalb wurde der Bau eines alle Klassen umfassenden Schulgebäudes empfohlen. Mit Erlass vom 9. Dezember 1848 wurde von Bischof Binder zudem in Kirche und Schule statt des Sächsischen der Gebrauch der deutschen Sprache angeordnet.

Die heutige, ehemals evangelische Schule wurde 1877-1879 nach dem Vorbild der Kronstädter Mädchenschule gebaut. Am 10. Juni 1877 legte Stadtarchitekt Peter Bartesch den Plan für den Neubau vor, samt einem Kostenvoranschlag von 25.956 fl. Vermutlich war er es auch, der den Neustädtern riet, die Schule (entgegen des ursprünglichen Plans) auf den Marktplatz zu bauen, wo die Schule der großen Knaben stand. Am 13. Juni wurde der Neubau vom Presbyterium beschlossen und vom Gemeindeamt gebilligt und sodann der Bau des zweigeschossigen und ganz unterkellerten Gebäudes einem Kronstädter Baumeister übergeben. Am 13. August 1877 wurde der Grundstein beim Kellereingang gelegt.

Einträge in den Nachbarschaftsbüchern beschreiben den Schulbau in etwa folgendermaßen:

Schon am 12. Juli 1877 fing man an, das alte Schulhaus abzuräumen. Danach wurde gleich mit dem Graben angefangen und zugleich mit dem Mauern des Fundaments. Die Neustädter hatten die Bedingung gestellt, alle Materialien selbst zu beschaffen und zuzuführen und die Erdarbeiten zu leisten. So waren jeden Tag zwei Nachbarschaften an die Arbeit bestellt und bekamen je ein Stück zum Graben und zum Mauern zugeteilt. Jedes sächsische Haus musste 2.300 Mauerziegeln liefern. Die Ziegeln wurden mit den Familienangehörigen und gedungenen Zigeunern in den Ziegelschopfen hinter den Langgässer Gärten aus der dort vorkommenden gelben Tonerde von Hand geknetet und geformt, dann zum Trocknen aufgeschichtet und nachher in den dort vorhandenen Öfen gebrannt. Dafür bekam jeder Wirt eine Klafter Holz, die er selber im Wald schlagen und heimführen musste.

Alle Sachsen waren ständig an der Arbeit. Bis zur Vollendung des Baues haben sie über 840.000 Mauerziegeln geliefert, dazu Steine im Steinbruch gebrochen und zugeführt, Sand und Schotter aus dem Weidenbach geholt und noch viele Stunden und Tage Handarbeiten geleistet ...

Dank des schönen, langen Herbstes konnte der Rohbau soweit gedeihen, dass am 8. Dezember die beiden seitlichen Dachstühle gedeckt waren, und bis zum 21. Dezember auch die Überdachung des Mittelteils fertig war. Bis zum Frühjahr 1878 machten die Bauleute Pause. Dann wurden die Mauern verputzt bis in den Herbst hinein. Die vielen Verzierungen nahmen viel Zeit in Anspruch. Inzwischen wurden die Fensterstöcke eingemauert, die Innenwände verputzt und die Fußböden gelegt. Das Glas für die Innenfenster konnte gerade noch rechtzeitig vor dem Wintereinbruch eingeschnitten werden, zum Schutze der Fußböden vor Regen und Schnee. Wegen der großen Kälte wurden weitere Arbeiten bis ins Frühjahr eingestellt. Im Frühjahr 1879 wurden große gusseiserne Öfen aufgestellt und die Ventilationen in den Klassenräumen eingebaut, nach einem Modell aus Kronstadt. Die Tischler zimmerten Katheder, Tische, Stühle und Bänke. Innen und außen wurden die Wände gestrichen ...

Am 15. November 1879 konnte dann die neue Schule durch den Bezirksdechanten Schiel eingesegnet werden. Und Bischof G. D. Teutsch tat den Ausspruch: „Neustadt besitzt wohl im ganzen Staat die schönste Landschule.”

Trotz aller ehrenamtlichen Arbeiten, freien Materialien und Spenden waren jedoch 48.000 Kronen Schulden übrig geblieben; und diese Schuldenlast drückte die Neustädter sehr. Am 13.09.1884 wurde eine 25%ige Umlage auf die Steuern der ev. Gemeindeglieder beschlossen, die 3.428 Gulden ausmachte und 1885 an die Sparkasse bezahlt wurde, um zumindest die Zinsschuld zu verringern. Aber diese wuchs weiter, und der alte Pfarrer Bömches war nicht mehr imstande, etwas daran zu ändern. Pfarrer Herfurth jedoch zeigte einen Weg auf, der seiner Meinung nach sicher zum Ziel führen würde. Die Gemeindevertretung begrüßte den Vorschlag, das Presbyterium beriet darüber und die Nachbarväter wurden von dem Beschluss unterrichtet: Und so wurde die Schuld nach dem Steuerschlüssel auf die steuerzahlenden Mitglieder der ev. Gemeinde aufgeteilt und auf einmal beglichen.

Die Schule steht am linken Ufer des Weidenbachs und ist durch den Bach von der Kirche getrennt. Die Fassade in eklektischem Stil wirkt monumental und vornehm, das Dekor ist kunstvoll gearbeitet. Im Hauptgebäude mit Rechteckgrundriss liegen im Erdgeschoss an der Nordseite heute zwei große Klassenräume, sie waren jedoch wie die Räume gegenüber und auch jene zu beiden Seiten des Haupteingangs ursprünglich für Lehrerwohnungen und eine Schuldienerwohnung vorgesehen. Zeitweilig dienten die als Wohnungen nicht benötigten Räume auf der Südseite auch als Rathaus; es gab dafür ab 1896 einen eigenen, später wieder zugemauerten Eingang auf der Seite zum Markt.


Im Obergeschoss liegen jeweils zwei große Klassenräume an jedem Ende eines breiten Korridors sowie (über dem Haupteingang) der 120 m² große, ehemals mit Parkett ausgelegte, „mit mehreren Bildern und Wandsprüchen geschmückte” und bis 1938 mit einer Galerie versehene, Prüfungs-, Fest- und Turnsaal. Der Saal wurde seinerzeit auch als Gemeindesaal für kulturelle und Tanz-Veranstaltungen genutzt, bis 1927 der Bau des Gesellschaftshauses in der Mühlgasse abgeschlossen war.

Der Haupteingang befindet sich an der Hauptfassade, darüber stand vor dem Zweiten Weltkrieg „Deutsche evangelische Volksschule” und „Unser Wissen ist Stückwerk”. Der Nebeneingang (für die Schüler) ist heute hofseitig, neben der zweiläufigen Treppe, zu deren beiden Seiten sich einerseits das Lehrerzimmer, andererseits Büroräume befinden.

Die Schule wurde mit Buchenholz beheizt, das im Keller ordentlich aufgestapelt wurde. Der Schulhof war mit Bäumen bepflanzt. Die Klosetts waren in einem langen Schuppen im Schulhof untergebracht, für Erwachsene einzelne „Kabinen”, für Knaben und Mädchen durch eine Bretterwand geteilte, sonst jedoch gleich beschaffene Räume: jeweils ein langes, mit ausgesägten Sitzlöchern ausgestattetes breites Brett, das bis an die Hinterwand reichte und vorne mit Brettern verschalt war, und darunter ein fließendes Wasser, das wie bei den alten Römern alles sauber hielt.

Der Trakt im Hof wurde 1894 gebaut, zuerst mit einem geschlossenen Raum und einer überdachten, aber zum Hof hin offenen Halle; darin war der Kindergarten, die „Kinderbewahranstalt”, untergebracht. Die Halle wurde 1907 geschlossen und mit großen Fenstern versehen, damit das Gebäude parallel zur Bewahranstalt, die lediglich im Sommer funktionierte, im Winter für die „Arbeitsschule” als Tischlerwerkstatt genutzt werden konnte.

Für 900 Gulden wurde 1901 eine Äthylen-Gasbeleuchtung eingeführt. Da sich die Schülerzahl von 216 auf 286 erhöht hatte, wurde 1903 im rechten Teil des Erdgeschosses ein zusätzliches Klassenzimmer eingerichtet, nach dem 1. Weltkrieg ein weiteres und erst 1936 ein siebentes. 1908 wurde die Wasserleitung und 1911 die elektrische Beleuchtung in die Schule eingeführt.

Im Jahre 1941 wurde die Schule von der Kirche getrennt und vom Hauptamt für Erziehung der deutschen Volksgruppe in Rumänien übernommen. Nach dem Zusammenbruch konnte sie wieder unter die Obhut der Kirche genommen werden.

Als 1944 die sowjetische Besatzung das Schulgebäude beschlagnahmte, wurde der Schulunterricht (mit Hilfslehrern und pensionierten Lehrern) in Privathäusern mit großen Zimmern abgehalten; das war bei Rosa Witting, Weidenbachgasse; Katharina Ludwig, Mühlgasse; Martin Schuster und Martin Kasper, Hintergasse.

Mit der Unterrichtsreform vom 3. August 1948 kam auch die Enteignung der Schule und der kulturellen Zwecken dienenden Gebäude und Einrichtungen. Anfang September erfolgte die Übergabe unseres schönen Schulhauses samt Inneneinrichtung, Lehrmittelsammlung, Bücherei und Archiv. Das schwere Amt des Übergebers musste mit wehem Herzen Rektor Peter Schmidts übernehmen. 45 Jahre lang hatte er an dieser Schule gewirkt und musste sie nun an die Rumänen übergeben, die auch sofort einzogen und alles in Besitz nahmen.

Die Neustädter Schule war damit wie alle anderen evangelischen Schulen Siebenbürgens in Staatsbesitz übergegangen, bezeichnete sich jedoch auch nach 1948 noch als eigenständige Schule und hatte einen deutschen Rektor. Erst 1958 sprach man von der „Vereinigung der Schulen”. An der vereinigten „Allgemeinschule” wurde ein Rumäne Direktor und ein Sachse Stellvertretender Direktor und Verantwortlicher für die deutsche Abteilung. Die deutsche Schule war zur „deutschen Abteilung” der rumänischen Staatsschule geworden.

Seit 1990 gibt es im Ort keinen deutschsprachigen Unterricht mehr.